Auch in Hohenkammer hat sich ein Helferkreis zur Unterstützung von Asylsuchenden gebildet.

 

Nachfolgend finden alle Helferinnen und Helfer ein paar Tipps und Verhaltensregeln für den ehrenamtlichen Einsatz im Helferkreis Asyl.

 

Wenn Sie gern auch mithelfen möchten, können Sie uns gern kontaktieren.

 

10 Tipps zur gemeinsamen Arbeit im Helferkreis

 

Liebe Helferin, lieber Helfer,

wir  haben uns zu einem Helferkreis zusammengeschlossen,  um ehrenamtlich in der Asylhilfe tätig zu sein. Wir tun dies aus den verschiedensten Beweggründen heraus. Diese persönlichen Gründe stehen jedoch nicht im Vordergrund, sondern die Ziele unserer Hilfstätigkeit, nämlich

  • die Menschen, die in unsere Gemeinde kommen, individuell so zu unterstützen, dass sie sich in der neuen Umgebung, in der Unterkunft, der Sprache, mit den Regeln und Gesetzen, Lebensgewohnheiten, Behördenangelegenheiten usw. zurechtfinden.

Nicht die Beseitigung von auftretenden Problemen ist unsere Aufgabe, sondern die Unterstützung der Asylsuchenden darin, selbstständig mit dem Problem umgehen zu lernen,

  • weiterhin die Aufgabe, den sozialen Frieden in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. Ehrenamtliche sind Vermittler zwischen den neuen und alten Bürgern. Daher gilt es besonders bei aller Hilfe zu beachten, dass Asylbewerber und andere Bedürftige gleichgestellt bleiben, um Verteilungsängste oder Neiddebatten zu vermeiden.

Es gilt eine größere Gruppe von Menschen zu betreuen, die auf verhältnismäßig engem Raum zusammenleben muss, aus verschiedensten Ländern und Kulturkreisen, unterschiedlichem Alter und Familiensituation, Bildung und Glaube, mit individuellen Hoffnungen und Erwartungen mehr oder weniger hohem Anspruchsdenken, Ängsten und Traumata u.v.a.m.

Dies alles birgt einen hohen Anspruch an uns Helferinnen und Helfer, da die  Unterstützung nicht nur für einige Wochen, sondern Monate ja ggf. Jahre erforderlich sein wird.

Um das auch nur annähernd sicherstellen zu können ist es unbedingt nötig, dass

  • die Helfergruppe zusammenarbeitet und dabei
  • Tipps, Regeln, Hinweise – wie immer man es nennen mag – beachtet, die die Erfahrung lehrt oder auch von offiziellen Stellen vorgegeben sind
  • jeder Helfer – bei  allem Eifer – auch stets bedenkt, welche  Auswirkungen und Konsequenzen  das eigene Handeln  für die anderen Helfer birgt

 

Die folgenden „Tipps“ sollen als Leitsätze unsere Arbeit im Helferkreis unterstützen

 

Tipp 1       Bitte nicht schenken

Geschenke sind schnell gemacht und machen ein gutes Gefühl beim Helfer, bergen aber eine Menge Probleme. Zum Beispiel:

  • Sie können den Asylbewerber beschämen oder aber Erwartungen erzeugen, die nicht erfüllbar sind.
  • Keine Geldgeschenke an Einzelne, dies erzeugt Streit bei den Bewohnern untereinander und es entstehen schnell Forderungen, die nicht erfüllt werden können. Kein Geld verleihen: die Rückzahlungen sind zumeist problematisch.
  • Kommt ein Asylsuchender mit dem Problem kein Geld zu haben, ist er immer an die hauptamtlichen Mitarbeiter des Landratsamtes. Der Helferkreis kann und soll hier nicht einspringen.
  • Kleiderspenden besser in die Kleiderkammern geben, damit der Asylbewerber seine eigene Auswahl treffen kann. Sachspenden ebenfalls nicht in die Unterkunft. Der Asylbewerber erhält eine Grundausstattung und Geld für Kleidung. Für weiteres muß er selbst sorgen. Für Sonderfälle wie Geburt, Einschulung o.ä. gibt es Zuschüsse, um die er sich bemühen kann.
  • Die Asylbewerber sollen die Zuwendungen auch achten und sie nicht als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Oft kann erlebt werden, dass z.B. Fahrräder innerhalb kurzer Zeit nicht mehr zu gebrauchen und nicht mehr zu reparieren sind oder einfach verloren gehen. Deshalb ist es z.B. besser´die Räder zu vermieten oder zu einem angemessenen Preis an die Asylsuchenden zu verkaufen.

 

Tipp 2       Helfen als Hilfe zur Selbsthilfe

Helfen heißt nicht,   Aufgaben für den anderen zu übernehmen – auch wenn diese zuweilen schneller und einfacher erledigt werden könnte und von manchem auch eingefordert werden mag.

 

Ziel der überwiegenden Mehrheit der Asylbewerber ist es, sich hier in Deutschland zu integrieren. Zweifellos benötigen sie dazu eine umfangreiche Unterstützung. Aber gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass wir es hier mit teilweise sehr gut ausgebildeten Leuten zu tun haben. Und diese möchten auch gefordert werden und Dinge selbst erreichen!

Außerdem: Nicht jeder Asylbewerber möchte und braucht Unterstützung im gleichen Umfang. Hilfe darf nicht aufgedrängt werden.

Darum: Sinnvolles Helfen ist keine Serviceleistung,  sondern ist individuell an den einzelnen angepasste Hilfe die wirklich benötigt wird und sie ist so gestaltet, dass sie den Menschen fordert und  damit seine Kompetenzen  stärkt.

 

Tipp 3        Nicht über Fluchterfahrungen ausfragen

Zunächst sind die Asylbewerber froh, angekommen zu sein und sie beginnen sich sicher zu fühlen. Je nach Erfahrungen in den letzten Monaten wird dies unterschiedlich lange dauern.

Wenn ein Vertrauensverhältnis gewachsen ist, werden die Asylbewerber zumeist von sich aus das Bedürfnis haben, über ihre Flucht zu sprechen.

Bitte nicht durch neugieriges Nachfragen die Menschen dazu zwingen, über persönliche, evtl. traumatische Ereignisse zu sprechen und Reaktionen provozieren, die nicht absehbar sind.

 

Tipp 4       Patenschaft  – sinnvoll gestalten

Patenschaften können – unter bestimmten Voraussetzungen – hilfreich sein. Aber bitte bedenken:

  • Nicht alle Helfer sind allen Asylbewerbern sympathisch und umgekehrt. Die Chemie sollte stimmen.
  • Auch wenn die Chemie stimmt, sind die Grenzen des anderen zu respektieren.
  • Um Streit und Missgunst vorzubeugen, ist trotzdem zu klären auf welche Bereiche und auf welches Maß sich die Patenschaft des Helfers erstreckt. Absprachen und Grenzen mit Blick auf die Gesamtheit der Asylsuchenden aber auch der Gesamtgruppe sind einzuhalten.

 

Tipp 5        Interkulturelle Unterschiede beachten

Die Bewohner unserer Unterkunft kommen aus den verschiedensten Ländern und Kulturen, mit verschiedensten Erfahrungen und Gewohnheiten, Eigenarten und Haltungen – oftmals kommen sie zum ersten Mal mit unserer europäischen und christlichen Kultur in Berührung.

Wenn Integration gelingen soll ist es in bestimmten Bereichen unerlässlich, dass sich der Asylbewerber an unsere Gepflogenheiten anpasst. Z. B. Pünktlichkeit. Sauberkeit, Einhaltung von Regeln… Deshalb gilt es, ihm dies zu erklären, zu erläutern, einzufordern,  auch selbst vorbildlich zu handeln und die Zeit zu geben, dies zu verinnerlichen.

Es ist aber nicht  Aufgabe der Helfer, den Asylbewerber in seinen persönlichen Dingen zu belehren z. B. Koch – und Essverhalten, Glauben….

 

Tipp 6       Kulturelles Rollenverständnis von Mann und Frau beachten

Auch im Rollenverständnis zwischen Mann und Frau sind viele Dinge in den Herkunftsländern der Asylbewerber komplett verschieden.

Das muss in vielen Fällen bedacht werden, zum Beispiel wenn ein Arztbesuch ansteht. Dann sollten immer Frauen auch Frauen begleiten. Die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft  wenn es zum Beispiel um Gleichstellung oder Bildung geht muss ggf erst erklärt und vertreten werden.

 

Tipp 7       „Ich-Botschaften“ senden

Es kann leicht passieren, dass man sich  als Helfer über das Verhalten eines Asylbewerbers ärgert, weil er beispielsweise unpünktlich ist, Vereinbarungen nicht einhält o.ä.

Selbstverständlich darf man  dann seine Enttäuschung oder auch seinen Ärger ausdrücken.     Aber bitte nicht mit Aussagen wie  „Hier in Deutschland ist man immer pünktlich.“ Besser sind sog.  ‚ICH-Botschaften‘ „ Ich bin sehr traurig/ärgerlich…., weil .“

 

Tipp 8       Privatsphäre und persönliche Daten beachten

Jeder Mensch hat ein individuelles Bedürfnis nach Abgrenzung und Privatsphäre, die es gilt zu schützen und zu achten.

Für den Asylbewerber ist die Unterkunft, sein Zimmer und auch die Gemeinschaftsräume sein derzeitiges Zuhause, das er mit vielen fremden Menschen teilen muss. Um so wichtiger ist es, die Privatsphäre der Bewohner unbedingt zu beachten, Daher

  • sollten nur Helfer in die Unterkunft kommen, die dort auch „offiziell zu tun“ haben.
  • Besuche – auch von anderen Asylbewerbern – sind bis 22.00 Uhr in der Unterkunft gestattet, nicht jedoch Übernachtungen.
  • Die Zimmer der Bewohner sollen vom Helfer nicht unaufgefordert betreten werden.
  • Die Bewohner haben sich an Auflagen des Landratsamtes zu halten (z.B. nicht auf den Zimmern zu rauchen, keine Kochplatten dort zu betreiben…). Der Helfer soll den Bewohner darauf hinweisen, ist aber nicht berechtigt einzugreifen (z. B. Ein Gerät zu entfernen) Dies ist Sache der Mitarbeiter des Landratsamtes, welche entsprechend zu informieren sind.

Selbstverständlich unterliegen wir Helfer der Schweigepflicht. Die spezielle Situation der Asylsuchenden macht es nötig. sehr sorgfältig mit allen Daten umzugehen. Fotos oder sonstiges  Daten dürfen auf keinen Fall ohne Einwilligung in öffentlichen Medien oder sozialen Netzwerken eingestellt werden.

 

Aber auch die Privatsphäre der Helferinnen und Helfer gilt es zu schützen, deshalb sollte(n)

  • private Telefonnummern und Adressen grundsätzlich nicht herausgegeben werden;
  • Fahrten mit dem privaten PKW nur nach sorgfältiger Abwägung bzw. im Notfall durchgeführt werden;
  • dem Asylbewerber zu den festgelegten Sprechzeiten die Möglichkeit gegeben werden, mit ihren Anliegen auf die Helfer zuzukommen.Außerdem besteht über das „Diensthandy“ die Möglichkeit einen Vertreter des Helferkreises zu kontaktieren. (Nummer an der Infowand/Gemeinschaftsraum);
  • auf keinen Fall Daten oder Fotos des Helfers – ohne entsprechendes Einverständnis – veröffentlicht oder in soziale Netzwerke eingestellt werden;
  • umsichtig mit der WhatsApp-Gruppe oder Mails umgegangen werden. Es gilt abzuwägen, ob Infos sofort (an jeden) weitergegeben und ausführlich diskutiert (und ja auch gelesen) werden müssen, oder ob gewartet werden kann oder die Infos gebündelt werden können.

 

Tipp 9       An sich selbst denken

Ein  Amt im Bereich der Asylhilfe ist für die meisten etwas Neues und oft Unbekanntes, kaum einer weiß genau was so alles auf uns zukommt, jeder Tag stellt neue Herausforderungen.

Dabei arbeiten wir alle ehrenamtlich, neben all den Aufgaben und Lasten unseres persönlichen Lebens. Um diesen Spagat leisten zu können ist es wichtig, die eigene Position immer wieder zu hinterfragen, auf sich schauen.

  • Wie sehr nimmt mich das Schicksal der Asylbewerber persönlich in Anspruch?
  • Wie kann ich mit den Belastungen umgehen?
  • Wo kann ich Ausgleich finden, mich zurückziehen?
  • Wieviel Zeit möchte ich einbringen, umso mehr die Hilfe langfristig nötig sein wird?

Auch als Gruppe ist immer zu fragen, wo sind unsere Grenzen, was können und wollen wir leisten und was auch ggf. nicht. Was muss warten oder braucht andere Voraussetzungen, Mithilfe von anderen usw.

Es ist für alle Beteiligten besser,  weniger und dafür langfristiger tätig zu sein, als sich schnell mit viel Engagement zu verausgaben.

 

Tipp 10     Spielregeln einhalten macht Sinn!

Um in der Gruppe und zielgerichtet für den Asylbewerber arbeiten zu können, ist es (leider) unerlässlich

  • bestimmte „Spielregeln“, wie die hier aufgeführten Tipps/Leitlinien aufzustellen und sich an  Absprachen und Vereinbarungen zu halten;
  • Aufgaben zu strukturieren und zu delegieren: Die Leitung und Koordination in Eglhausen obliegt Frau Jaupi und Frau Wirth unter Beteiligung von Frau Geisenhofer als Leitung der NBH;
  • alle Informationen bei den Leitungen zu bündeln. Diese entscheiden dann welche notwendigen Maßnahmen von  welchen Helfern  den Arbeitskreisen am sinnvollsten zu erledigen sind. Alleingänge, ohne Absprache führen zu Doppelarbeiten, Missverständnissen, Fehlern, Konflikten und unnötiger Zeitverschwendung;
  • Vorschläge, Ideen, Planungen sinnvoll und zu gegebener Zeit zu behandeln. Gerade zu Anfang gilt es sich auf die wesentlichen Dinge zu beschränken und ein wenig Geduld aufzubringen. Nicht alles was vielleicht wünschenswert ist, ist sofort durchzuführen oder ist vielleicht auch gar nicht nötig. Die monatlichen Besprechungen des Helferkreises sind das Forum, um Neues, Anderes zu diskutieren und zu entwickeln.
  • sinnvoll und verantwortlich mit Informationen umzugehen: Der Austausch von Informationen ist wichtig, allerdings ist immer die Schweigepflicht zu bedenken, zu der jeder Helfer verpflichtet ist. Besonders aber die Koordinatoren stehen hier in der Pflicht. Deshalb können nicht alle Informationen von den Leitungen an alle Helfer weitergegeben werden, wenn es z.B. um gesundheitliche Dinge handelt, die der amtlichen Schweigepflicht unterliegen;
  • sollen Helfer nicht ohne Rücksprache mit der Leitung mit offiziellen Stellen in Verbindung treten. Zum einen um – wie schon erwähnt – Doppelarbeit, Fehler, innerhalb der Helfergruppe – zu vermeiden.

Und besonderes wichtig:

Eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit dem Asylsozialberater bei allen  offenen Fragen. Besonders aber bei Streitigkeiten, Machtkämpfen oder Ausgrenzung,  Verstößen gegen die Hausordnung, Kochen auf dem Zimmer, Alkoholmißbrauch oder Drogeneinnahme. Diese Dinge zu lösen ist nicht Aufgabe des ehrenamtlichen Helfers!

 

Zudem ist die besondere Situation der Ämter (Landratsamt mit allen Stellen) bzgl. der Betreuung der Asylsuchenden zu beachten. Je mehr unterschiedliche Personen anrufen oder dort erscheinen und so Zeit in Anspruch nehmen, Informationen wünschen usw.,  desto höher der Zeitaufwand für das Personal dort, desto größer die Gefahr wiederum für Fehler u.ä. passieren.

 

 

Hohenkammer, April  2016                Leitung der Nachbarschaftshilfe Hohenkammer

  

(Zu diesen Tipps bitte auch die Homepage des Landratsamtes

zum Thema Asyl und dortige Links beachten)